Einiges aus vergangener Zeit in Verbindung mit dem Namen Farnschläder

Bereits 1729, der Ort Mudersbach hatte damals 36 Familien, war ein Farnschläder Bürgermeister. Es war dies der 1677 geborene Hermann Farnschläder, genannt Mannes Farnschläder.

In einem Hausbesitzerverzeichnis von Mudersbach aus dem Jahre 1744 finden wir den Hermann, genannt Mannes Farnschläder, Alter 70 Jahre, und Johannes Farnschläder, Alter 44 Jahre, als Hauseigentümer aufgeführt. Nach den ältesten vorhandenen Aufzeichnungen der Liegenschaften, als Gärten, Wiesen und Felder, sowie Hauberganteile, die um 1770 bis 1786 neu aufgestellt wurden, hatten die darin aufgeführten Farnschläder, und zwar der Johann, der Jakob, Peter senior und Peter junior, der Wiegandt und der Theiß (Matthias) alle sechs einiges an Land und Hauberg. Es mußte also der Johann aus der Farnschlade bei den Starckß in eine besitzende Familie geheiratet haben. Einiges wurde nach den alten Unterlagen auch schon hinzugekauft. In der damaligen Zeit lebte man von der Landwirtschaft, dem Hauberg und der Erzgewinnung und Verhüttung. Die Gemarkung war ja damals nur den 36 Familien vorbehalten. Somit muß ja jeder, aber doch schon unterschiedlich, einiges an Flächen für die Landwirtschaft, aber auch an Hauberg gehabt haben. Durch die Anteile am Hauberg und Wald war das Brennholz und bei Bedarf Bauholz vorhanden. Es konnte Holzkohle gebrannt werden, die für das Schmelzen des Eisensteins notwendig war und gute Einnahme brachte. Außerdem die damals gesuchte Eichenlohe. Die Land- und Viehwirtschaft erbrachte, was zum Unterhalt notwendig war. Flachs wurde angebaut, gesponnen und gewebt für die Wäsche und Bekleidung. Die Hauberge dienten auch als Hutweide für das Vieh, für das dann ein Hirte verantwortlich war. Diese Hirten waren angesehene Persönlichkeiten im Dorf. Bis zum Jahre 1856, dem Beginn der Aufzeichnung, war ein Hirte namens Farnschläder tätig. Zehn Jahre später, 1866, zogen von Mudersbach 12 Männer in den Krieg gegen Österreich. Unter ihnen auch der Farnschläder, der August und der Hermann Farnschläder. Es müssen dies die Großväter von dem noch lebenden 90järigen Josef Farnschläder, und zwar der Hermann, und vom dem Linus Farnschläder, 80 Jahre alt, der August gewesen sein. – Gegen Frankreich 1870-71 wurden 26 Männer aus Mudersbach zum Kriegsdienst einberufen. Darunter war aber nur August Farnschläder. In keinem der beiden Kriege waren aus unserem Ort Gefallene zu beklagen, einige Teilnehmer sind verwundet worden. In noch einigen älteren Akten finden wir den Namen Farnschläder. Unter anderem im Prozeß Hudestreitigkeiten 1787 mit Brachbach, wird als Bevollmächtigter für die Mudersbacher Theiß Farnschläder aufgefürt. Beim Vereinbaren des järlichen Akkords der Mudersbacher für die Pfarrei Kirchen mit Pastor Schulte am 16.10.1800 ist wieder ein Theiß Farnschläder der Bevollmächtigte.

Der Heimat aber sind die Farnschläder treu gewesen. Denn außer in die nächste Umgebung hat bis ca. 1900 keiner Mudersbach verlassen. Später sind dann doch der eine oder andere ausgezogen, was durch das nunmehr Vorhandensein der Eisenbahn erleichtert wurde. Schon um 1900 ist ein Albert Farnschläder, 1867 geboren, verheiratet mit Klara, geb. Gerhadus, nach Amerika ausgewandert. Er ist dort durch eine Kugel getötet worden (nach sicherer Überlieferung). Nach dem ersten Weltkrieg haben dann doch auch einige Farnschläder Mudersbach verlassen. Sei es durch Heirat oder der Arbeit wegen. So auch 1925 nach Amerika, wo es inzwischen 12mal den Namen Farnschäder gibt.

Da der Familienname Farnschläder seinen Anfang in dem Orte Mudersbach nahm, sollte auch hier ein wenig Geschichte dieses Ortes festgehalten werden. Die ältesten geschichtlichen Spuren reichen in die Zeit des vierten vorchristlichen Jahrhunderts zurück. In den Bergtälern des Giebelwaldes wurden die Reste von La-Tène- Brennöfen gefunden, in denen schon vor mehr als 2000 Jahren aus dem geschürften Erz unter Hilfe von Holzkohle Roheisen erschmolzen wurde. Die ältesten Siedler waren keltische Stämme, die sich vom Böhmen her über das Maingebiet und durch die Wetterau im Westerwald und dem Gebiet des Siegerlandes ansiedelten.

Obwohl es für einen langen Zeitraum kaum feststellbare Zeugnisse gibt, kann angenommen werden, daä wegen der reichen Erzvorkommen – die Erzgänge traten auf den Höhenrücken zutage – und des vorhandenen Waldes (für die Holzkohlengewinnung) unsere engere Heimat durchgehend besiedelt war.

Urkundlich wurde Mudersbach im Jahre 1190 erstmals erwähnt, als der Erzbischof von Köln den zur Herrschaft Freusburg hehörenden Hof „Morsberg bei Froitypreh“ erwarb. Sicheres Zeugnis vom Vorhandensein von Gemeinwesen geben Urkunden und Schriften aus dem 16. Und 17. Jahrhundert. So ein Übergabebrief vom 7.9.1512 des Wiegand von Widdersbach an den Grafen Johann von Sayn. Weitere Aufstellungen über entrichtete Abgaben der Mudersbacher nach Freusburg aus den Jahren 1532 und 1533. Von 1471 bis 1742 stand die Freusburg und somit auch Mudersbach unter der Herrschaft der Kurfürsten von Trier, den Grafen von Sayn, den Grafen von Sayn-Wittgenstein, den Herzögen von Sachsen-Eisenach und letzlich der Markgrafen von Arnoldsbach, die alle unterschiedliche Auffassungen von Recht, Freiheit und Religion hatten. So kam es, daß die Bewohner des Amtes Freusburg in dieser Zeit sechs mal das religiöse Bekenntnis wechselten. Kirchliche Akten bestehen nur ab 1629 von den Pfarreien Kirchen und Niederfischbach. Beide Kirchspiele gehörten vorher zum Dekanat Haiger. Dort sind beim Brand Haigers 1723 auch das Pfarrhaus und damit ältere Akten vernichtet worden. – Zeignis von der Entwicklung der Gemeinde von Einzelhöfen zu einer kleinen Ortschaft gibt der alte Ortkern von Mudersbach, wo heute noch jahrhundertealte Fachwerkhäser zu finden sind. Um 1600 waren in Mudersbach an Häusern und Räuchern 26 vorhanden.

Mitbestimmend für Mudersbach ist aber die Eisengewinnung geblieben, wie immer wieder aus den alten Schriften erkennbar. So ein Vertrag 1487 zwischen saynischen und nassauischen Herrschern, durch welchen die Produktion eingschränkt wurde, um Raubbau des Waldes durch Holzkohengewinnung zu vermeiden. Es gab um das Jahr 1500 eine Blashütte in Mudersbach, unterhalb der Kirche gelegen. Diese wurde später in den Hüttenwald verlegt und dort bis 1845 betrieben.

Den entscheidenden Aufschwung erlebte das Siegerland, auch somit auch Mudersbach, durch den Eisenbahnbau (um 1861). Damit entwickelte sich das Hüttenwesen zu größeren Einheiten, weil durch die herangebrachte Kohle aus dem Ruhrgebiet die Eisengewinnung ertragreicher wurde.

Inzwischen sind die Erzvorkommen erschöpft und die Hochöfen erloschen, was auch in Mudersbach dazu führte, andere Arbeiten aufzunehmen. Dies war möglich durch die Ansiedlung mannigfaltiger Industriebetriebe bis zur heutigen Zeit.

In der ersten Folgezeit ist die Schreibweise des Namens Farnschläder einigemal unterschiedlich. Zum Beispiel im Jahre 1746 Fernschläder oder 1786 Vornschläder, 1791 Fornschläder. Im Jahre 1770 in einem neuangelegten Liegenschaftsverzeichnis der Gemarkung Mudersbach wird bei allen ganz klar Farnschläder geschrieben. Ebenso in einem alten Haubergsbuch von 1786, wo bereits sechs Farnschläder mit Haubergsanteilen eingetragen sind, ist die Schreibweise ganz klar Farnschläder. Dagegen sind Eintragungen von Mudersbacher Vorstehern abweichend wie: Forn schläderoder sogar forn Schläder. Dies wird aber mehr durch den Dialekt bedingt ein. Sagt man doch heute noch bei uns in Mudersbach im Dialekt „Dä Fornschlärersch“.


(Quelle: Otto Farnschläder, Mudersbach)